Haben Maschinen intentionale Zustände?
Ipke Wachsmuth
Technische Fakultät & Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF)
Universität Bielefeld
ipke@techfak.uni-bielefeld.de
Ein Fundament von Intentionalität (Bezug zur Welt) ist zielgerichtetes Verhalten, das in einfacher Form auch bei Robotern realisiert sein kann. Komplexere Formen von Intentionalität entstehen durch das interaktive Phänomen geteilter Aufmerksamkeit, das heißt, wenn man in der Lage ist zu registrieren, dass ein anderer und man selbst gemeinsam ein Objekt in den Blick nehmen. Die Interaktion bekommt eine weitere Qualität, wenn man dem anderen Einstellungen zuschreiben kann ("Theory of Mind"). Unsere Arbeiten in der Kommunikationsforschung im Bielefelder Sonderforschungsbereich "Alignment in Communication" (SFB 673) gehen davon aus, dass Kommunikationspartner einander als intentionale Akteure erkennen und Repräsentationen aufbauen, die man intentionale Zustände nennen könnte. Im Vortrag soll aufgezeigt werden, wie wir das in einem technischen Sinne für die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine machen. Hiermit soll diskutiert werden, in welchem Sinne einer Maschine intentionale Zustände zugesprochen werden könnten und wozu das gut ist. Einer der "Mitspieler" ist "Max", ein in virtueller Realität verkörperter künstlicher Agent, den wir in mehrjähriger Arbeit an der Universität Bielefeld entwickelt haben und mit dem wir kooperative Dialoge mit dem Menschen untersuchen. Dabei geht es unter anderem um die Adressierung beim Wechsel der Sprecherrolle (turn-taking). Diese Forschungsarbeiten im Gebiet "Künstliche Intelligenz" – ein interdisziplinäres Fach, an dessen theoretischer Grundlegung die Philosophie maßgeblich beteiligt ist – fordern philosophische Reflexionen immer wieder heraus. Geht es aus naturwissenschaftlicher Perspektive um das Formulieren präziser Gesetze, die Vorhersagen erlauben, so sind auch die Geisteswissenschaften gefragt: Wie wird zum Beispiel das Menschenbild berührt, wenn wir Maschinen erfinden, die mit dem Menschen kommunizieren oder gar kooperieren können sollen?
Vorträge: Bonn 19-03-2008 → nachhören (mp3), Hannover 4-11-2008 → nachhören (wvx-Video)