Workshop Kausalität (KogWis99)
Die Kategorie der Kausalität ist grundlegend für das menschliche
Denken. Entsprechend hat ihre Untersuchungen in vielen kognitionswissenschaftlich
relevanten Disziplinen eine lange Tradition: die kognitive Psychologie
untersucht die mentalen Prozesse des kausalen Schließens und Urteilens;
Anthropologie und Wissenschaftsgeschichte untersuchen Kausalitätsvorstellungen
in ihrer historischen
und kulturellen Bedingtheit; die Philosophie fragt nach der Berechtigung,
mit der wir kausale Hypothesen als Grundlage für zukünftiges
Handeln nehmen und versucht den Begriff der Kausalität zu explizieren;
die Künstliche Intelligenz bis hin zum Data Mining nimmt Kausalmodelle
als Grundlage für robuste Inferenzsysteme.
In dem Workshop Kausalität sollen aktuelle Forschungsergebnisse
der verschiedenen Disziplinen vorgestellt und diskutiert werden.
Besondere Berücksichtigung soll dabei die Darstellung der oft
disziplinspezifischen inhaltlichen und methodische Prämissen finden,
die den jeweiligen Forschungsarbeiten zugrundeliegen, um dadurch den Austausch
zwischen den Disziplinen zu fördern. Zu diesem Zweck wird angestrebt,
einen Vortrag jeweils durch einen Vertreter einer anderen Disziplin kommentieren
zu lassen.
ZEIT UND ORT:
Der Workshop ist Teil der KogWis99,
4. Fachtagung der Gesellschaft für Kognitionswissenschaft, 28.
September - 1. Oktober 1999 in Bielefeld. Er wird am 30.9.1999 zwischen
14.00 und 17.30 stattfinden.
RELEVANTE FRAGESTELLUNGEN betreffen u.a. folgende Aspekte:
Die Kategorie der Kausalität
-
Gibt es eine einheitliche, domänenunabhängige Kategorie der Kausalität,
oder ist sie relativ zu einer jeweiligen inhaltlichen Domäne?
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Ist die Kategorie der Kausalität kulturunabhängig?
-
Deterministische vs. probabilistische Konzeptionen der Kausalität;
läßt sich eine auf die andere zurückführen, koexistieren
sie?
-
Mechanistische Theorien (power view) vs. Regularitätstheorien
-
Verschiedene Formalisierungen des Kausalitätskonzepts
-
Beziehung der Kausalität zu anderen grundlegenden ontologischen Kategorien:
Raum, Zeit, Ereignisse; z.B.: Impliziert die Kategorie der Kausalität,
daß die Ursache zeitlich vor der Wirkung liegt? Läßt sich
die Richtung der Zeit auf die Richtung der Kausalität zurückführen
oder umgekehrt?
Kausales Denken und kausales Schließen
-
Inhaltliche vs. formale Modelle des kausalen Schließens: z.B. qualitative
Physik vs. Wahrscheinlichkeitstheorie und Logik;
-
Rechtfertigung kausaler Schlüsse: Wie unterscheiden wir kausale Zusammenhänge
von zufälligen Regularitäten? Was garantiert die Übertragbarkeit
vergangener Erfahrung auf die Zukunft?
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Beziehung des Kausalen Schließens zu Schlußformen wie Abduktion,
Schlußfolgern auf die beste Erklärung, Bayes' Theorem
-
Gibt es einen scharfen Unterschied zwischen wissenschaftlicher Kausalität
und kausalem Denken im Alltag?
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Können wir kausale Beziehungen direkt wahrnehmen?
Kausalität und Kommunikation
-
Wie wird über Kausalität in Alltags- und Wissenschaftssprache
gesprochen?
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Wie läßt sich der kausale Gehalt impliziter Redeweisen am besten
explizieren?
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Gibt es kultur-, sprach- und fachspezifische Redeweisen und Begründungsmuster
für Kausalbehauptungen?
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Welche Rolle spielen Visualisierungen bei der Kausalkognition?
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Basieren sprachliche und visuelle Ausdrucksformen des kausalen Denkens
auf denselben begrifflichen Grundmustern?
Besonderes erwünscht sind Beiträge, die Ansätze aus verschiedenen
Disziplinen aufgreifen oder gegenüberstellen. Eine weitere inhaltliche
Fokussierung der Thematik ist, in Abhängigkeit von den Interessen
der Teilnehmer, möglich.
FORMAT:
Der Workshop beginnt mit einem ca. 20 minütigem Beitrag, der in das
Themengebiet einführt und wesentliche Problemstellungen diskutieren
wird. Dann werden Forschungsergebnisse in 15 minütigen Kurzreferaten
dargestellt, gefolgt von einem jeweils 5-10 minütigen Kommentar durch
einen Vertreter einer anderen Disziplin und einer 5-10 minütigen Diskussion
im Plenum. Abhängig von den Wünschen der Teilnehmer ist eine
gemeinsame Abschlußdiskussion möglich. Der konkrete Ablauf
wird rechtzeitig bekannt gemacht.
TEILNAHME:
Alle registrierte Teilnehmer der KogWis99 sind zur Workshop-Teilnahme eingeladen.
Um rechtzeitig einen Überblick über den Umfang des Workshops
zu bekommen, werden interessierte Teilnehmer gebeten, nach der Anmeldung
zur KogWis99 die Workshoporganisatoren möglichst mit einer kurzen
e-mail zu benachrichtigen.
Workshopteilnehmer, die auf dem Workshop einen Vortrag halten möchten,
können entsprechend dem allgemeinen
Terminfahrplan ein maximal 3-seitiges Positionspapier einreichen. Dies
sollte möglichst elektronisch erfolgen, indem man per e-mail eine
URL-Adresse angibt, aus welcher der Text geladen werden kann. Als zweite
Präferenz können per e-mail auch einfache ASCII-Versionen geschickt
werden. Papierversionen (in zweifacher Ausfertigung) werden nur akzeptiert,
wenn es nicht anders geht. In diesem Fall bitte die Sendung an die zweite
untenstehende Adresse (Michael May) richten.
CO-ORGANISATOREN:
Uwe Oestermeier
Abteilung für Angewandte Kognitionswissenschaft
Deutsches Institut für Fernstudienforschung an der Universität
Tübingen
Konrad-Adenauer-Str. 40
D-72072 Tübingen
Tel. +49-7071-979-208
Fax +49-7071-979-100
email: uwe_oestermeier@diff.uni-tuebingen.de
Michael May
GMD-Forschungszentrum Informationstechnik
Abt. SET.KI
Schloß Birlinghoven
D-53754 Sankt Augustin
Tel. +49-2241-14-2039
Fax +49-2241-14-2072
email: michael.may@gmd.de
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